Mein Weg mit Yoga
Drei Wochen war ich vollgepumpt mit Medikamenten. Ich konnte weder essen noch schlafen. Meine Freunde, die mich in ihre Mitte nahmen, halfen mir in den Mantel. Aber ich konnte ihre Wärme nicht spüren, ich war einfach nicht da, nicht in meinem Körper. Alles war taub, grau und farblos. Wochen vergingen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, denn mein Sohn bekam Angst um seine Mutter und ich fühlte mich noch schlechter, wenn ich in sein trauriges Gesicht sah. Also gab ich mir einen Ruck. Ich fuhr die zehn Minuten in die Stadt hinunter und ging in die nächstbeste Yogaklasse. Alle dort wussten von meinem Unglück. Hier in der kleinen Gemeinschaft waren wir bekannt und alle Mütter fühlten mit mir.
Sie hatten großes Verständnis für deinen aufgelösten Zustand und waren zauberhaft zu mir, obwohl ich die ganze Zeit nur weinte. Trotz meiner Tränen konnte ich drei Übungen nachmachen. Nach dieser ersten Yogastunde hatte ich plötzlich wieder ein wenig Atem in mir. Der Rest des Tages verging wieder wie im Nebel. Aber am nächsten Morgen ging ich nach dem Aufstehen wieder in diese Yogaklasse und konnte schon vier Übungen machen. Obwohl ich eigentlich davon überzeugt war, nicht mehr lebensfähig zu sein, hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwie wieder einen Weg spürte, der mich aus der totalen Farblosigkeit fuhren würde. Ein paar Tage später konnte ich auch mit den Medikamenten aufhören – natürlich unter strenger therapeutischer und ärztlicher Aufsicht.
Und langsam habe ich es geschafft, mit Yoga und vielen Gesprächen mit Therapeuten deine Lebensenergie Stück für Stück zurückzugewinnen. Natürlich gab es Tage, an denen ich das Gefühl hatte, ich überlebe dies alles nicht. Inzwischen haben mich regelmäßige Yogapraxis und ein besonders aufmerksamer Yogalehrer, der mir genau erklärt, dass Verlust, Trennung und Trauer zusammengehören zu unserem Leben. Das ist mir sehr bewusst geworden.
Er hat mir erklärt welche Übungen in welchem Zu stand gut sind, so weit stabilisiert, dass ich meinen Lebensmut wiederfinden konnte. Dass Yoga auch die Seele heilen kann, habe ich erst in meinem zweiten Lebensablauf gelernt. Der Grund, warum es für mich möglich war, in relativ kurzer Zeit zurück zu einer „Yogaroutine“ zu finden, war, dass ich die Basis dafür schon hatte.